Luxus ist ein sehr dehnbarer Begriff. Ähnlich wie bei der Nachhaltigkeit definiert ihn wohl jeder von uns individuell. Im Kleinen kann es zum Beispiel einen Tag lang nicht erreichbar zu sein oder das Picknick im Park mit guten Freunden sein. Demgegenüber steht der materielle Luxus, unter dem unsere Konsumgesellschaft primär teures, exklusives und am Ende sicher auch überflüssige Dinge versteht. Höher, schneller, weiter war und ist in vielen Lebensbereichen das Motto.

Müssen wir wirklich alles machen, nur weil wir es können?

Für das Reisen verbinden wir den Luxusbegriff mit Businessclass, 5* Hotels oder dem Zugang zu exklusiven Orten. Diese sollen dann noch möglichst unberührt sein. Beispiele für diese Art des Reisens gibt es viele. Exklusive Resorts auf privaten Inseln oder Kreuzfahrten in die Antarktis gehören sicher dazu.

Gerade in den Extremregionen der Erde zeigt sich aber, dass der Drang nach Exklusivität den „Normalreisenden“ in Bereiche vordringen lässt, in denen er eigentlich nichts zu suchen hat. Besonders eindringlich ist dieses Phänomen am Mount Everest zu beobachten. So werden kommerzielle Touren zum Gipfel quasi für Jedermann angeboten. Die Folgen für die Umwelt sind katastrophal. Müllberge an den Basislagern zeugen vom Unsinn und der Rücksichtslosigkeit dieser Unternehmungen.

Wie wäre es aber, wenn wir unserem persönlichen Luxusverständnis auch und gerade beim Thema Reisen eine weitere Komponente hinzufügen würden? Den Verzicht. Auf den ersten Blick schließt sich dies vielleicht aus. Bei näherer Betrachtung gibt es aber wohl keinen vernünftigen Grund, in der Wüste Golf zu spielen oder mit dem Luxusliner ins südliche Polarmeer zu reisen, nur weil man es kann. Denn seien wir ehrlich, die meisten von uns sind einfach nur Reisende und keine Forscher oder Entdecker.

Verzicht kann auch eine bewusste Entscheidung für etwas sein

Wenn wir Verzicht nun also nicht als Einschränkung unserer Freiheit, sondern als eine bewusste Entscheidungsoption verstehen, wird es anschaulicher. Bei der Reiseplanung könnten wir uns beispielsweise die Fragen „Was bringt es mir? Was der lokalen Bevölkerung? Was der Umwelt?“ stellen, bevor wir buchen. Wenn wir diese drei Fragen nicht hinreichend positiv beantworten können, wäre ein Verzicht eine überlegenswerte Option.

Um es klar zu sagen: Es geht uns hier nicht um ein viel zu einfaches Luxus-Reisen-Bashing. Denn häufig sichern kostspielige Reisen wichtige Naturräume. Viele Nationalparks in Entwicklungs- und Schwellenländern würden ohne die Einnahmen aus kontrolliertem Tourismus wahrscheinlich nicht mehr existieren. Wenn Tourismus, der lokalen Wohlstand schafft, die Alternative zu Umweltzerstörung und Armut ist, ist das per se ein wünschenswerter Zustand.

Es geht uns aber um den Luxus des Reisens, den wir nicht als Statussymbol, sondern als Privileg, als Verantwortung und als große Freiheit sehen sollten. Zu dieser großen Freiheit gehört aber auch, manchmal Dinge ganz bewusst eben nicht zu tun. Diesen Luxus können wir uns sicherlich leisten!