„Nicht die Notwendigkeit, sondern der Zufall ist voller Zauber“. Dieser Satz von Milan Kundera trifft ziemlich genau unser Verständnis vom Reisen. Es gilt nur ein notwendiges Gerüst zu bauen: die Anreise, die Unterkunft, Transportmittel für unterwegs, die Abreise. Der Rest passiert…
Reisen ist richtig und wichtig. Jede Reise, jeder Urlaub sollte aber bewusst geplant werden. Flugreisen schaden der Umwelt, daran besteht kein Zweifel. Wie aber schaffen wir es Neugierde und Verantwortung zusammenzubringen? Die Antwort ist Respekt. Respekt vor der Natur, vor den Menschen und vor der Kultur. Ohne Respekt keine Erholung, kein Verstehen, kein Lernen und kein Austausch.
Für uns ist es daher zum Beispiel selbstverständlich, nicht innerdeutsch zu fliegen. Flugreisen werden bewusst geplant und ausnahmslos kompensiert. Denn kompletter Verzicht ist für uns offen gestanden keine Option. Zu groß ist die Faszination am Fremden, am Entdecken, am Unterwegssein. Oder wieder nach dem oben erwähnten Kundera: „Der Zauber des Zufalls.“
Eine Reise ist kein Konsumgut
Denn genau das ist es, was wir suchen. Reisen erweitert im wahrsten Sinne des Wortes den Horizont, schafft es Menschen zu verbinden und Vorurteile abzubauen. Dabei ist es ganz egal, ob wir in der Hängematte schlafen oder im Grand Hotel, in Papua-Neuguinea unterwegs sind oder im Allgäu. Eine Reise ist für uns kein Konsumgut.
Wie aber schaffen wir den Spagat zwischen Tourist und Besucher? Eine Reise ist nämlich keine Auswanderung. Wir werden als Gast nie Teil des Ganzen, so viel Ehrlichkeit gehört dazu. Denn der Reisende pickt sich eher die Rosinen seines Zieles heraus. Natürlich kann man punktuell helfen, Projekte unterstützen oder Patenschaften übernehmen. Und das ist auch gut so. Es wäre aber noch besser, wenn schon die Reise an sich, und damit wir als „einfache“ Touristen, dem Land, der Stadt oder dem Gastgeber helfen.
Es muss also ein Mehrwert entstehen. Das heißt, die Schaffung lokaler Arbeitsplätze, Wohlstand und Bildung vor Ort und die Schonung der Natur sollten positive Effekte unserer Reise sein. Und zwar nicht für den kurzfristigen Erfolg, sondern nachhaltig. Nur wenn der Gast als Chance und nicht als lästige Notwendigkeit gesehen wird, kann Tourismus dauerhaft und auf Augenhöhe funktionieren.
Das hört sich selbstverständlich an? Leider gibt es sehr offensichtliche Schattenseiten des Tourismus: Überfüllte Städte, vermüllte Strände, von der Wertschöpfung abgeschnittene Einheimische, Ausbeutung, Bausünden, Umweltzerstörung und vieles mehr.
Wir sollten daher lernen, dass Verzicht und Rücksicht nicht zwangsläufig negativ sind. Erst wenn wir verstehen, dass nur so das Reisen auch in Zukunft noch das sein kann, was wir suchen, werden wir ankommen. In diesem Sinne: Lasst uns neugierig bleiben und mehr Zufälle wagen!
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